24 Sunden an einem für mich neuem Gewässer

24 Sunden an einem für mich neuem Gewässer

Ein Erlebnisbericht von StS

Es war wieder mal Männertag und da stand, wie nahezu in jedem Jahr Fischen auf dem Programm.  Doch wo und mit wem sollte ich fischen gehen? Nun der Ort des Geschehens sollte schnell feststehen, doch meine Kumpels hatten sich mehr oder weniger kurzfristig alle gesundheitsbedingt abgemeldet. Eigentlich bin ich es, der meistens das Pech hat, sich die eine oder andere Verletzung zuzuziehen. Diesmal war eben alles anders. So stand ich leider alleine 
da und fragte mich schon, ob ich überhaupt fahren sollte. Das Wetter war am Morgen sehr regnerisch und kühl, so dass ich mich schwer tat loszufahren. Da ich aber auf was anderes keinen Bock hatte, fuhr ich am späten Morgen erst los und war kurz vor Mittag am für mich neuen Gewässer.  


Es sollte auf Karpfen gehen, denn dafür soll der See bekannt sein. Als erstes Problem stellte sich die Logistik mit meinem Hausstand dar. Wie bring ich den Krempel ans Wasser, denn die Wege an die interessanten Stellen sind wie immer ohne Autobahnanschluß gebaut. Nicht mal ein anständiger Feldweg war in akzeptabler Nähe. Bin ich also zuerst mal zu Fuß los um die Lage zu peilen. Ergebnis, da wo man mit dem Auto hinkommt, da waren schon Angler und wo keine Zufahrtsmöglichkeit war, da waren keine Angler und in 99 % auch keine vernünftig zu beangelnden Stellen. Was also tun? Schleppen war angesagt und das nicht zu knapp. Zwischen der von mir auserkorenen Stelle und meinem PKW lag ein satter Steilhang mit mindestens 60 % Gefälle. Wie ich bereits eingangs erwähnte, war das Wetter anfangs regnerisch, was dafür sorgte, dass der Hang wie Schmierseife war, welche wiederum dafür sorgte, dass mein Hosenboden als erster Kontakt mit dem Steilhang bekam. Nachdem ich ohne Sherpas nach nur 5 Touren mein gesamtes Tackle, bis auf die Abhakematte an Ort und Stelle hatte, begann ich mich dem eigentlichen Sinn meines Daseins zu widmen. Also erst mal das Rod Pod raus, dann die Ruten montiert und mit unterschiedlichen Ködern bestückt. Da die Stelle etwas schwierig positioniert war, habe ich das Pod direkt ins Wasser gestellt. Was nun folgte, war bei starkem Wellengang und Gegenwind mein selbst gebautes, voll beladenes Futterboot samt Köder an Ort und Stelle zu navigieren und zu entladen. Dies gelang erfreulicherweise gut. Was nun folgte war warten, warten und abermals warten. Zwischenzeitlich habe ich dann mein Zelt aufgebaut, den Ansitzstuhl zurechtgerückt und mir zur Feier des Tages ein Bierchen einverleibt. Ab und zu schaute mein Fernglas mal zur Konkurrenz, was die denn so treiben.  


Da konnte man sehen wie die ihre Köder per Schlauchboot rausschleppten und wie sie genau so warteten wie ich. Mittlerweile kam auch die Sonne raus und die Surfer pfiffen übers Wasser. Eine kleine Gruppe von Haubentauchern machte vor mir Jagd auf Fische. Der kleine Zeiger meiner Uhr näherte sich schon der 8 und mein Magen verlangte nach festerer Nahrung. Bei einem schönen Sonnenuntergang genoss ich mein kärgliches Mal und wartete weiter auf 
das Schreien der Bissanzeiger.  Tja Freunde, wenn nichts beißt, macht man sich so seine Gedanken. Hast du die richtige Stelle? Hast Du den richtigen Köder? Schauen wir mal nach, ob noch alles in Ordnung ist, oder lasse ich die Köder wie sie sind? Die Fragen nehmen kein Ende und die Antworten könnten eigentlich nur die Fische geben. Dummerweise können die aber nicht sprechen.  

Da hilft nur eines! - Wollt Ihr wissen was?  Vertrauen in die eigene Montage!
  
Und so habe ich meine beiden Ruten in Frieden gelassen und nach Einbruch der Dunkelheit mein müdes Haupt zur Ruhe gebettet. Stiefel ausgezogen und rein in den Schlafsack. Schau mer mal was die Nacht bringt, dachte ich so für mich. Richtig schlafen ist ja nicht, da ich immer ein Ohr an meinen Microns hatte. Der Wind legte sich leider überhaupt nicht und sorgte teilweise dafür, dass der Bissanzeiger welcher die Schnur quer zur Windrichtung hatte ab und zu kurz  beep  machte. Als mir das zu bunt wurde habe ich kurzerhand die Ruten steiler gestellt und schon war das Problem behoben. Nun in der Nacht schien sich ebenfalls nichts zu tun, bis auf  , ja was war denn das? Ein Vollrun   beeeeeeeeeeeeeee .eeeeeeep weckte mich gegen 02.15 Uhr. Stiefel an, raus aus dem Zelt, ran an die Rute mit dem roten Bissanzeiger.  Das ist der Fisch deines Lebens dachte ich. In völliger Dunkelheit nahm ich die 
Rute auf und begann zu drillen. Die Rute bog sich wie noch nie. Doch was war das, die Rolle schien keine Schnur mehr aufzunehmen, die Rute war aber noch gespannt wie ein Flitzebogen. Dass kann doch nicht wahr sein   ein Hänger. Da hilft nur noch ziehen, bis irgendwas nachgibt, vorzugsweise das Vorfach. Tja, da war ein Riesenfisch am Haken, vielleicht der Fisch überhaupt und ich hab ihn nicht auf die Schuppen legen können. Tja der war eben schlauer als ich und hat sich das Holz unter Wasser zu nutze gemacht. Jammern hilft nichts, neues Vorfach dran, beködern und wieder raus mit der Rute.  Nachdem ich es mir erneut im Schlafsack bequem gemacht hatte und eine weitere Stunde vergangen war, folgte ein erneuter Run auf der gleichen Rute. Ein nicht enden wollender Beep-Ton. Also das gleiche Spiel wie vorher, Stiefel an, raus aus dem Zelt, ran an die Rute mit dem roten Bissanzeiger. Diesmal hing der Fisch erneut und begann zu fluchten. Es war ein kräftiges Tier, denn meine Rute 2 ¾ Ibs Rute bog sich erneut kräftig und versuchte die Fluchten des Fisches abzufedern. Nach ca. 5 min. Drill zog der Kamerad plötzlich quer und suchte sich ebenfalls wieder Unterwasserholz aus.  Das gibt´s doch nicht. Macht sich der Fisch wieder im Holz fest. Zweimal hintereinander das gleiche Thema. So eine Chance bekomme ich nie wieder, dachte ich und montierte zum zweiten Male in dieser Nacht ein neues Vorfach. Gleicher Köder drauf und raus mit dem Teil. Nun dachte ich, vielleicht brauche ich zu lange um mit dem Fisch Kontakt zu bekommen. In der Zeit, die man schneller am Drücker ist, kann der Fisch weniger Schnur nehmen um sich dem Unterwasserwald zu nähern. Was tun?   Das naheliegendste für mich war, zuerst mal die Stiefel anlassen um die Zeit bis zur Rutenaufnahme zu verkürzen. Mal sehen , ob´s hilft?  


Gegen 04.30 Uhr wieder das nicht enden wollende Geräusch, welches jedem begeisterten Karpfenangler das Adrenalin in den Körper treibt.  Aller guten Dinge sind Drei - dachte ich, als ich zur Rute stürzte. Diesmal musste ich meine Stiefel nicht erst anziehen und gewann damit einige Sekunden, welche sich als möglicherweise entscheidend herausstellen sollten. Der Drill begann, mit kräftigem Zuge nahm ich den Kampf auf und versuchte den Fisch vom Holz fernzuhalten. Oh es sah gut aus, mein Plan schien aufzugehen. Nach nur kurzem aber hartem Drill, sah ich ihn, ein schöner Schuppi. Bloß gut, dass der Kescher in Griffweite war. Rein damit und freu, freu, freu. Mein erster Fisch an diesem Gewässer, und was für einer , 24 Pfund und rundum sehr gepflegt. 

Nachdem ich den Fisch im Karpfensack verstaut hatte und meine Rute erneut ausgeworfen hatte, begann die Morgendämmerung. Nun ich wusste, so ein Fisch muss begossen werden und genehmigte mir ein 45 % igen aus den schottischen Highlands.  Doch, was war denn das? Meine Ohren trauten kaum dem Geräusch da draußen. Schon wieder machte es beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee ..eeeeeeeeeeeeep . Da ich es ja diesmal gar nicht bis zur Liege geschafft hatte, war ich noch schneller als bisher an meiner Rute. Fischkontakt und wieder so ein strammer Kerl. Der Drill war diesmal noch kräftiger, denn mein gegenüber nahm wie von Geisterhand genau den falschen Weg, Richtung Unterwasserwald. Da ich damit bisher ja schon Erfahrung hatte, gab es nur eines , mit aller Kraft gegenhalten und den Fisch in meine Richtung ziehen. Dies ist mir glücklicherweise gelungen und ich hatte in kurzer Zeit meinen zweiten Fisch im Sack, diesmal 22 Pfund und schön gezeichnet.  


Damit war die Nacht vorbei und an den Ruten kehrte leider wieder Ruhe ein.  Nachdem ich bei immer schlechter werdendem Wetter mein Frühstück im Zelt zu mir nahm, 
viel mir ein, die Abhakematte ist doch noch im Auto. Um Fotos von den Fischen zu machen, musst Du noch mal den Hang hinauf und die Matte holen. Naja was soll´s, dafür geht man doch gern. Gesagt - getan, jetzt noch zwei Futterkübel übereinander gestellt, den Fotoapparat drauf und mit Selbstauslöser die Fotos mit den Fischen gemacht. Ich kann euch sagen, dass ist gar nicht so einfach   schnell muss man sein und die nassen Schuppis sollten auch still halten.   
  
Danach sind die beiden wieder schonend zurückgesetzt worden. Ich gehöre zu den praktizierenden C&R   Anhängern. Da das Wetter immer schlechter wurde (Dauerregen) entschloss ich mich nach 24 Stunden die 
Zelte wieder abzubrechen und nach Hause zu fahren. Einpacken ist ja schon schlimm, aber den tonnenschweren Hausstand dann noch einen glitschigen Hang hinaufschleppen ist noch viel schlimmer. Nachdem ich nach ca.1 Stunde alles wieder im Auto verstaut hatte ging es auf die Heimreise, um einige Erfahrungen und einen starken Muskelkater reicher. Da sage noch einer Angeln sei kein Sport.  


Liebe Leser, mit diesen Zeilen wollte ich euch eigentlich nur mal zeigen, dass es auch in Sachsen möglich ist, innerhalb von 24 Stunden gute Fische zu fangen. Man muss es halt nur versuchen und eine Portion Glück haben.  
Übrigens der Ort des Geschehens und auch die verwendeten Köder bleiben vorerst mein Geheimnis. Schließlich sollt ihr ja selbst versuchen, mal das eine oder andere Gewässer auszukundschaften. Viel Erfolg dabei.   


Euer StS  

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